Minarett (vom arabischen Wort "minara") bedeutet eigentlich "Ort des Lichts" bzw. "Ort des Feuers"; es ist ein Teil einer Moschee, der ähnlich wie ein Leuchtturm durch ein oben angezündetes Licht in dunkler Nacht den Weg erkennen lässt. Darin liegt auch eine Symbolik: Am Minarett erkennt der suchende Mensch auch die Moschee, den Ort der Rechtleitung inmitten der Dunkelheiten und des Irregehens. Denn von diesem Minarett aus, das auch heute noch nachts beleuchtet ist, ruft der Muezzin zum Gebet, und jedes Gebet, das ein Muslim verrichtet, schließt die Bitte um Rechtleitung und um Schutz vor dem Irregehen ein: "Führe uns auf dem rechten Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast und die nicht irre gegangen sind." (1:5-7). Während bei anderen Gebetsstätten die Zeit für den Gottesdienst mit Hilfe bestimmter Instrumente wie dem Glockenläuten bekannt gemacht wird, benutzt man im Islam hierzu die einfachste Möglichkeit, die der Mensch zur Verfügung hat: Die menschliche Stimme.
Der Architekturstil von Moscheen hat sich historisch entwickelt. Gebete können einzeln oder in Gemeinschaft überall verrichtet werden, auch ohne Mochee. Man kann sagen, die ganze Erde ist eine Moschee für Muslime (Buchari 8:56). Die Funktion einer Moschee, eines Ortes der Niederwerfung vor Gott, ist primär die Einrichtung eines vor der Witterung geschützten gemeinsamen Treffpunkts.
Gefährten des Propheten verrichteten ihre Gebete gelegentlich auch in Kirchen, vorausgesetzt, dass sich darin keine Statuen als Symbole der Menschenverehrung befanden.
Zu Zeiten des Propheten war die Moschee in Medina aus rohen Ziegeln gebaut und ihr Dach mit Palmwedeln bedeckt. Später wurde sie erweitert und unter Usman bestanden die Wände schließlich aus Stein und Mörtel und das Dach aus Teakholz (Buchari 8:62), war also immer noch einfach gehalten. Der Prophet sagte: "Mir wurde nicht aufgetragen, die Moscheen zu dekorieren".(Ad-Msh 4:7)
Gerade bei geschmückten Innenräumen besteht die Gefahr, dass die Dekoration vom Gebet ablenkt. Darüberhinaus gibt allerdings weder ein Gebot noch ein explizites Verbot die Moscheen zu schmücken. Auf solche Äußerlichkeiten von Moscheen großen Wert zu legen ist leider tendenziell ein Zeichen der Vernachlässigung der inneren Bedeutung und für das Geld gibt es sicher bessere Verwendung. Die Geringschätzung von Äußerlichkeiten ist ein Merkmal des Islam allgemein und betrifft nicht nur Moscheen. Selbst frühe islamische Herrscher gaben nichts auf Show und Pomp und lebten in einfachen Lehmhäusern antatt in Palästen, trugen gewöhnliche Kleidung, von der sie nur ein oder zwei Stück besaßen und aßen nur einfache Mahlzeiten. Außer im Islam gab es so etwas nirgendwo sonst.
Die Moschee wurde das Zentrum der Gemeinschaft, in dem wichtige gesellschaftliche Angelegenheiten geregelt wurden wie Rechtsprechung oder der Verteilung von Zakat an die Bedürftigen. In Notfällen wurden Leute darin beherbergt und in der Moschee in Medina gab es einen Anbau in dem Schüler wohnten. Auch heute ist den meisten Moscheen eine Schule und Bilbiothek angegliedert. Aus den Treffen von Muslimen um sich weiterzubilden entstanden schließlich die ersten Universitäten der Welt.
Bei allen in der Moschee geregelten Angelegenheiten wurde aber der Status der Moschee als Haus der Anbetung voll eingehalten. Lautes Reden, geschäftliche Transaktionen oder geselliges Zusammensitzen und plaudern waren Tabu, genauso wie alles was irgenjemanden kränken oder verletzen könnte.
Gelegentlich findet man auf dem Minarett der Moschee eine Mondsichel, allerdings ist der Halbmond gar kein islamisches Symbol. Die Osmanen haben ihn von den Römern übernommen; er war das Nationalsymbol des byzantinischen Reiches und läßt sich auf heidnische Kulte zurückführen. Der Halbmond hat genausowenig wie jegliche anderen Symbole oder Flaggen irgendetwas in Moscheen oder auf Minaretten zu suchen.
Das Minarett ist aber nicht als Schmuck zu verstehen sondern hat mehrere Funktionen. Auch für Ortsunkundige macht es die Moschee schon von weitem erkennbar. Außerdem dient das Minarett dem Muezzin zumindest in islamischen Ländern zum Gebetsruf. In Deutschland wird der Gebetsruf aus Rücksicht auf nicht-muslimische Anwohner normalerweise nicht praktiziert. Vom Minarett aus sieht man auch bequem den Sonnenstand, nachdem sich die Gebetszeiten richten, was natürlich vor allem in weniger technisierten Gegenden hilfreich ist.
In Deutschland gibt es nur wenige Moscheen mit Minaretten. Moscheen, die äußerlich eindeutig als Moscheen erkennbar sind, werden von den Baubehörden oft nur widerwillig genehmigt. Wie in anderen
Fällen auch, in denen der Islam sichtbar wird, schlägt auch
beim Moscheenbau und vor allem beim Minarettbau den Muslimen viel Feindschaft entgegen, es finden sich aber auch immer Unterstützer.
In Deutschland werden den Bauträgern oft viele Steine in den Weg gelegt. In der Schweiz wurde am 29.11.09 in einer Volksabstimmung über den Bau von Minaretten abgestimmt. Zu der Zeit gab es vier Minarette im Land. Bei einer relativ hohen Wahlbeteiligung von 54% stimmten 57% für ein Verbot Minarette zu errichten und 43% gegen ein Verbot.
Die Bilder unten zeigen Minarette aus aller Welt.
|